Die zwei Gesichter des SV Hermsdorf

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Nur eine Halbzeit kann das Team von Trainer Pierre Liebelt dessen Vorstellungen umsetzen

Von Marcus Schulze

Staßfurt. Pierre Liebelt wirkt etwas ratlos - und dergleichen hat nur bedingt etwas mit dem Abschneiden seines Teams am Sonnabend beim HV Rot-Weiß Staßfurt zu tun. Sicherlich, der SV Hermsdorf hat verloren - mal wieder. Aber das sei nicht der springende Punkt, räumt der Coach ein. Vielmehr sei es die Art und Weise gewesen, wie sich seine Spieler in der zweiten Halbzeit präsentiert hätten. "Wir hatten in der Kabine alles besprochen, kommen raus und dann landet der Ball während des Aufbauspiels im Aus", berichtet Pierre Liebelt.

Man könne das nicht trainieren, vielleicht sei es ja auch eine Kopfsache oder seine Spieler hätten schlichtweg zu viel gewollt in diesem Moment - der Trainer weiß es nicht, auch wenn er spürbar nach Antworten sucht. "Wenn wir so weiter gespielt hätten wie in der ersten Halbzeit, dann hätten wir dort etwas holen können."

Nach und nach vergrößerte sich Abstand
Doch es sollte anders kommen, fast so, als ob die erste missglückte Aktion seines Teams in der zweiten Hälfte ein Menetekel gewesen sei.

Beim Stand von 12:16 kamen die Teams aus der Kabine, Hermsdorf war in Überzahl, doch leider konnten die Handballer aus dem Saale-Holzland-Kreis diesen Vorteil nicht in Zählbares ummünzen. Und so vergrößerte sich so nach und nach der Abstand, bis denn die Gastgeber ein Polster von zehn Toren - 28:18 - ihr eigen nennen konnten. Endstand: 35:24 für die Hausherren.

"In der ersten Hälfte spielen wir so, wie ich mir das vorstelle. In der zweiten läuft dann auf einmal gar nichts mehr. Das war wie ein zweites Gesicht der Mannschaft", sagt Pierre Liebelt und verweist auf die Fehler in seinen Reihen. Während der ersten 30 Minuten seien diese noch überschaubar gewesen, eben nicht weiter tragisch. In der zweiten seien diese indes in die Höhe geschnellt. Die Körpersprache seiner Spieler hätte dann auch gegen Ende wahre Bände gesprochen, als denn absehbar war, dass es für den SV Hermsdorf, der ohne Stefan Riedel anreiste, da dieser über Rückenprobleme klagte, nichts mehr zu holen gab.

Auch wenn es ausgeleiert klingen mag: Es hatte für den SV Hermsdorf da in Sachsen-Anhalt recht vielversprechend begonnen - wie so oft. "Wir waren gut dabei. Da war aber noch mehr möglich", resümiert Pierre Liebelt. Natürlich, da sei wieder diese eine Sache gewesen, die Chancenverwertung - wie so oft. Fünf oder sechs sichere Möglichkeiten habe sein Team liegengelassen, darunter auch zwei Sieben-Meter. Seine Spieler hätten bisweilen ihre liebe Not damit gehabt, Patrick Tuchen , den 38-jährigen Keeper von Staßfurt, zu überwinden. "Der hat uns das Leben mit seinen Bewegungsabläufen von vorgestern schwer gemacht. Das war wirklich deprimierend."

Nichtsdestotrotz konnte der SV Hermsdorf mithalten. Zu beginn begegneten sich die Teams auf Augenhöhe, schließlich konnte sich Staßfurt etwas absetzen, doch fünf Tore (12:7) waren das Höchste der Gefühle.

Letztlich treibt Pierre Liebelt die Frage nach dem Warum um. Warum sein Team nach 30 Minuten gefühlt ein gänzlich anderes war. Doch dieses Mal fand der Trainer, der ansonsten alles mit Zahlen samt analytischen Verstand belegen und auch erklären kann, keine Antwort. Und das ist ein Pierre Liebelt, den man nicht alle Tage sieht.

Tore: Reis 8, Heilwagen 4, Stojanov 3, Csikos 2, Remde 2, Soos 2, Ehm 1, Friedrich 1, Schreiber 1

(Quelle: OTZ/Marcus Schulze/29.03.2017)