"Es wird keinerlei Absprachen vor dem Spiel geben"

Details
Erstellt am Mittwoch, 04. Mai 2016 06:20

Handball Oberliga: Vor dem finalen Spiel der Männer des SV Hermsdorf am Sonnabend redet der Apoldaer Trainer Frank Ihl Klartext.

Von Jens Henning

Hermsdorf. "Na klar ist das schon eine komische Situation. Ich als alter Hermsdorfer spiele jetzt wahrscheinlich Schicksal. Ich kann die Hermsdorfer Mannschaft am Sonnabend mit einem Sieg mit meiner Mannschaft in die Thüringenliga schießen", sagte Frank Ihl, Trainer beim HSV Apolda, vor dem finalen Spiel am Sonnabend ab 19 Uhr in Hermsdorf.

 

Für die Heimmannschaft geht es im Fernduell mit dem punktgleichen Zwickauer HC (spielt beim HC Aschersleben) um den viertletzten Tabellenrang in der Mitteldeutschen Oberliga. Der elfte Rang würde auf jeden Fall den Klassenerhalt bedeuten. Der 12. Platz könnte auch reichen, wenn sich der HSV Bad Blankenburg in der Relegation der Tabellen-14. der vier Drittliga-Staffeln gegen die Reservemannschaft von Gummersbach durchsetzt. Die Anwurfzeit steht seit gestern fest: Das Spiel ist am Sonnabend 14 Uhr in Haßloch.

Die Apoldaer Handballer sind längst durch mit 27 Punkten. Sie könnten im günstigsten Fall sogar noch auf Tabellenrang sechs hochklettern.

Zehn Jahre lang, zwischen seinem sechsten und 16. Lebensjahr, lebte Frank Ihl in Hermsdorf. Nach der Wende spielte er für die Hermsdorfer noch eine Saison in der Regionalliga. Er war damals ausgeliehen worden vom Bundesligisten Suhl.

Rücksicht will, wird und kann Ihl am Sonnabend nicht nehmen auf seine alte Heimat. "Das verbietet sich einfach. Ich kann meinen Jungens doch nicht vor dem Spiel sagen, werft absichtlich neben das Tor. Der Sport ist kein Wunschkonzert. Ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Verein und auch gegenüber der Zwickauer Mannschaft. Es wird keinerlei Absprachen vor dem Spiel geben. Das hat es bei mir noch nie gegeben als Trainer und das wird es unter mir als Trainer auch nie geben. Für uns gibt es am Sonnabend nur ein Motto: Feuer frei!"

Ihl kommt mit den Apoldaern schon das dritte Mal in dieser Saison in die Werner-Seelenbinder-Sporthalle nach Hermsdorf. In der Vorbereitung gab es zwei Testspiele - in Hermsdorf und in Apolda. Dann standen sich die zwei Vereine beim Mini-Holzlandpokal mit drei Mannschaften gleich zweimal gegenüber.

Um Punkte in der Meisterschaft ging es am 16. Januar. "Ich kann mich noch genau an das Hinspiel erinnern. Da haben die Hermsdorfer auch keine Rücksicht auf uns genommen. Da haben sie uns regelrecht aus der Halle geschossen. Das Spiel tut mir immer noch sehr weh. Das habe ich noch nicht vergessen", sagte Ihl.

Das Beste aus HSV-Sicht war damals das Endergebnis von 27:34, das die tatsächlichen Kräfteverhältnisse an diesem Abend nicht widerspiegelte. Nach 17 Minuten konnte Ihl nicht auf die Anzeigetafel schauen. Da stand das Zwischenergebnis von 3:13.

Mit diesem Sieg beendeten die SVH-Handballer die Hinrunde der Saison 2015/16 mit 16 Pluspunkten auf Tabellenrang drei. Dreieinhalb Monate später ist Hermsdorf Vierter, allerdings muss man jetzt die Tabelle herumdrehen. Dass die Hermsdorfer noch in diese Bedrängnis geraten ist, macht Ihl an den fehlenden Heimsiegen fest. "Fünf Punkte in der Rückrunde sind einfach wenig. Da musst du dich nicht wundern, dass du vor dem letzten Spieltag so weit unten stehst in der Tabelle. Ich sage nur: selbst dran schuld. Wenn die Hermsdorfer zwei, drei Heimspiele mehr gewonnen hätten, stünde die Mannschaft jetzt auf den Platz, den wir haben", sagte der HSV-Trainer.

Dass die Apoldaer als Aufsteiger neben der HSG Freiberg die Absicht erklärt hatten, in die 3. Liga aufzusteigen, sei kein Scherz gewesen, versicherte Ihl. "Noch einmal, ich bin Sportler, Ich starte in eine Saison, um erfolgreichen Handball zu spielen. Da kann ich doch nicht wochenlang nur vom Klassenerhalt labern, sondern da will ich höchst mögliche Ziel anstreben. Bis fünf Spieltage vor Schluss wäre die dritte Liga möglich gewesen. Wenn wir das geschafft hätten, dann hätten wir die Möglichkeit wahrgenommen, egal wie die Chancen gewesen wären. Was hätte uns denn schlimmstenfalls passieren können? Wir hätten wieder absteigen können in die Oberliga, in der wir jetzt gerade spielen", sagte Ihl.

Die Konstellation, dass es jetzt auch noch den HSV Bad Blankenburg als Absteiger erwischen könnte, sieht Ihl mit einem weinenden, aber auch mit einem lachenden Auge.

"Mit Halle und vielleicht Bad Blankenburg würde es eine unglaublich starke Oberliga geben. Delitzsch als Aufsteiger sollte man nicht unterschätzen. Diese Liga wird noch ausgeglichener, als sie jetzt schon ist. Das einzig Positive ist, dass es dann wohl wieder einen Aufsteiger in die dritte Liga geben wird und damit auch nur zwei sportliche Absteiger."

(Quelle: OTZ/Jens Henning/03.05.2016)