Willkommen in der Hölle Ost

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Sa, 20.04.2024 - 14:00 Uhr: SV Hermsdorf - HSG Werratal 05 (F-OL)
Sa, 20.04.2024 - 17:00 Uhr: HC Glauchau/Meerane - SV Hermsdorf (M-MDOL)

So, 21.04.2024 - 10:00 Uhr: Finalrunde E-Jugend in Sömmerda
So, 21.04.2024 - 10:00 Uhr: Turnier C-Jugend in Hermsdorf
So, 21.04.2024 - 10:30 Uhr: Turnier D-Jugend in Nordhausen

   

Wenn das gute Pferd nicht höher springen muss

Details

31:17 (19:5) siegt der SV Hermsdorf am ersten Spieltag der Thüringenliga über SV T&C Behringen/Sonneborn. Eine Halbzeit brilliert das Team von Pierre Liebelt.

Ein emotionaler Moment vor der eigentlichen Partie: Der langjährige Torwart des SV Hermsdorf, Christian Szlapka, zieht sich aus dem Spielbetrieb zurück.

Von Marcus Schulze

Hermsdorf. Die junge Frau musste sich ein wenig in Geduld üben. Schuld daran waren ihre vier männlichen Mitstreiter, die sich erst noch der Maurerbrause entledigten mussten, die sie wohl während der Fahrt gen Hermsdorf genossen hatten, genauer gen Werner-Seelenbinder-Halle. Dem Nummernschild des Wagens konnte man entnehmen, dass die fünfköpfige Gruppe, bei der die junge Frau die Rolle der Fahrerin übernehmen durfte - oder auch musste - aus Weimar stammte. Sie seien ins Holzland aufgebrochen, um Neuzugang Sebastian Hammer und den nicht mehr ganz so neuen Maximilian Remde zu sehen, deren Wurzeln in Sachen Handball ja bekanntlich in der Klassikerstadt beim HSV Weimar liegen.

Die Reise sollte sich für die Handball-Enthusiasten auf jeden Fall auszahlen, waren die beiden Protagonisten aus der quasi Weimar-Connection ja Bestandteil des deutlichen 31:17-Sieges des SV Hermsdorf über den SV T&C Behringen/Sonneborn am ersten Spieltag der Thüringenliga. Doch während Maximilian Remde von Anfang an da in der Handballmanege mit Flügelflitzer Jan Heilwagen, dem akrobatisch veranlagten und wiedergenesenen Hannes Rudolph sowie Routinier Stefan Riedel ("Er kann einfach nicht aufhören mit dem Handball", O-Ton Holger Posse am Mikrofon) stand, musste Sebastian Hammer erst einmal auf der Bank Platz nehmen. Zu seinem Ligadebüt für den SV Hermsdorf kam er irgendwann in den Untiefen der zweiten Halbzeit, als das eigentliche Spiel schon längst entschieden war und die Kreuzritter - nun ja - nicht mehr so tatkräftig ihrem Tagwerk nachgingen. Sebastian Hammer, der von allen nur Basti genannt wird, durfte sich aber der Loyalität seines kleinen Fanclubs da auf der Tribüne gewiss sein. Die feierten ihren Basti. Der wiederum haderte nach der Partie damit, dass er am Ende eine Chance nicht in etwas Zählbares verwandeln konnte. Doch fürs Erste sei er ganz zufrieden, zumal sein neues Team deutlich gewonnen hatte.

Sieg darf nicht überbewertet werden
Gut 90 Sekunden vor Abpfiff erklangen die Trommeln da in der Hölle Ost noch einmal besonders laut, zu groß war die Freude der vormals geschundenen Fan-Seele über einen Sieg, der in dieser Deutlichkeit zuletzt gegen Grubenlampe Zwickau im März gelang. Stehende Ovationen am Ende, während die Spieler zu den Klängen von "Hulapalu" von Andreas Gabelier freudentrunken im Kreis sprangen und so die Werner-Seelenbinder-Halle in ein kleines Volksfest verwandelte. Ja, mit Pop-Folklore aus Österreich haben es die Kreuzritter irgendwie, war doch später noch aus dem Allerheiligsten, der Kabine, der Provinz-Kracher "Fürstenfeld" von STS zu vernehmen!

Der Sieg sei zweifelsohne wichtig. Zum einen für die Fans, zum anderen für die Mannschaft, so das Fazit von Pierre Liebelt. Als es dann aber darum ging, das gesamte Spiel zu bewerten, griff der Pädagoge auf seinen Zitatenschatz zurück: "Manchmal springt ein gutes Pferd nicht höher, als es muss."

Und mit dem guten Pferd, das nur das Nötigste verrichtet, spielte der SV-Coach auf die Leistung seines Teams in der zweite Halbzeit an. Lag der Gastgeber nach den ersten 30 Minuten schier uneinholbar mit 19:5 (!) in Führung, begnügte er sich später damit, nur zwölf weitere Tore zu erzielen. Zweifelsohne ein Luxusproblem, darum wusste auch Pierre Liebelt, der dennoch nicht glücklich war mit dem zweiten Durchgang. "Die Chancenverwertung war sträflich, hier waren locker 40 Tore möglich", monierte der Trainer. Es sei eine Einstellungsfrage, außerdem haderte er auch mit der Struktur samt Aufbau des Spiels. "Das war nicht gut in der zweiten Halbzeit." Bei aller Euphorie dürfe man des Sieg auf keinen Fall überbewerten, mahnte Pierre Liebelt. Die Gradmesser für die eigene Leistung würden erst noch kommen. Positiv habe sich dafür das Konterspiel gestaltet. "Das haben sie sehr gut gemacht."

Die Geschichte der Partie als solches ist recht schnell erzählt. Nach zehn Minuten lautete der Spielstand 4:1, nach 20 Minuten 12:5, zur Halbzeit schließlich 19:5. Das Dargebotene konnte man unter der Kategorie Einbahnstraßenhandball verbuchen. Es trafen zwei Welten aufeinander. Gegen die Abwehr samt einem äußerst gut aufgelegten Robert Zehmisch, den man auch mittels Siebenmeter nicht überwinden konnte, gab es für das Team von Michael Stegner-Guillaume wenig bis gar nichts zu holen - zumindest in der ersten Hälfte. Außerdem bekamen die Gäste Jan Heilwagen nicht ansatzweise unter Kontrolle, seine acht Tore im ersten Akt unterstrichen dies eindrucksvoll. Die zweite Hälfte nutzte Pierre Liebelt schließlich dafür, um unter anderem Gabor Czikós, Tom Friedrich oder Sebastian Hammer etwas Spielpraxis einzuräumen.

Neuzugang Vladut-Razvan Vlat, der zum Startaufgebot gehörte, demonstrierte indes in einzelnen Momenten der Partie, über was für Potenzial er verfügt. Es mangelte nicht an Finten. "An Spielfreude hat es bei ihm sicherlich nicht gemangelt", lobte Pierre Liebelt, der jedoch auch betonte, dass das mitunter unkonventionelle Spiel des Rumänen nicht so ganz seinen strukturierten und klaren Vorstellungen vom Spiel entsprechen würde. Daran müsse man noch arbeiten. "Er bekommt seine Freiheiten auf dem Platz, doch das war heute mitunter zu eigensinnig."

Er habe seinem Team vor der Partie gesagt, dass das heute der erste Schritt für etwas Schönes sein könne. "Es war aber nur ein kleiner Schritt", bilanzierte Pierre Liebelt durchaus kritisch. Dieser sei jedoch "ganz ordentlich" gewesen. Ein positiver Start in die Saison war es allemal, ergänzte Liebelt.

Die kleine Delegation aus Weimar sah das übrigens genauso wie der Coach.

Tore: Heilwagen 12, Ehm 5, Rudolph 4, Riedel 3, Remde 2, Schreck 2, Friedrich 1, Reis 1, Vlad 1

(Quelle: OTZ/Marcus Schulze/05.09.2017)

   

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