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Sa, 23.11.2024 - 16:30 Uhr: HSV Ronneburg II - SV Hermsdorf II (RegOLM)

   

Kollektiver Chancentod

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Der Euphorie des Derby-Siegs folgt gegen die HSG Werratal 05 nun die Ernüchterung beim SV Hermsdorf

Von Marcus Schulze

Hermsdorf. Pierre Liebelt suchte am Sonntagabend das richtige Wort. "Versagen", nein, davon wolle er nicht sprechen. Das würde das Dargebotene seiner Mannschaft gegen die HSG Werratal 05 tags zuvor nicht widerspiegeln. Das sei schlichtweg eine Idee zu hart. Vielleicht "Unvermögen". Oder auch "Fiasko". So oder so, irgendetwas mit "kollektiv" davor, schließen hätten alle eine Aktie, ausgenommen die Torhüter, an der Niederlage.

Zwei Welten seien da in der Werner-Seelenbinder-Halle in Hermsdorf am Sonnabend aufeinandergetroffen - und zwar jene von Anspruch und Realität. Der Anspruch seitens des SV Hermsdorf ist, in den eigenen Gefilden eine Macht zu sein und auch generell in der Thüringenliga ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Die - verdammte - Realität gestaltete sich am Wochenende indes ganz anders, denn nach 60 Minuten zierte ein 24:29 (11:12) die Anzeigetafel. "Alle Ziele, die wir uns für diesem Spieltag gesteckt haben, wurden am Ende nicht erfüllt", so das eindeutige Resümee des Trainers, der nichtsdestotrotz immer noch auf der Suche nach einer stimmigen und knackigen Formulierung für das Debakel war.

Nein, das taktische Agieren seiner Mannschaft müsse man nicht hinterfragen. Diesbezüglich sei alles aufgegangen, gerade wenn es denn seinen Spielern gelang, Werratals Marko Oluic aus dem Spiel zu nehmen. Vielmehr verweist Pierre Liebelt auf einen ganz anderen Aspekt in seinen Reihen: die Chancenverwertung - und plötzlich findet er dann auch jene Wortkombination, mit der er das Defizit seiner Mannschaft gebührend charakterisieren kann: Zum Adjektiv "kollektiv" gesellt sich quasi noch der Sensenmann in Sachen Torausbeute, weitläufig auch als "Chancentod" bekannt - und auch gefürchtet. "Kollektiver Chancentod" also. Er habe noch nicht das Video ausgewertet, doch es müssten 17 absolute freie Chancen gewesen sein, die sein Team nicht in Tore verwandeln konnte.

Insgesamt 14 technische Fehler
Doch der Handballschuh drückte bei Pierre Liebelt auch noch an anderer Stelle, schließlich gab es da noch eine weitere Zahl, mit der er nur äußerst schwer leben könne: 14 technische Fehler. "So viel hatten wir insgesamt in den drei Spielen zuvor." Die Rechnung, die der SV-Coach dann präsentiert, ist entsprechend einfach: auf der einen Seite stehen insgesamt 31 Fehler, auf der anderen 24 Tore. "Wenn bei insgesamt 55 Angriffen lediglich 24 Tore herausspringen, entspricht das einer Ausbeute von weniger als 50 Prozent - und damit kannst du auch in der Thüringenliga nicht gewinnen", bilanzierte Pierre Liebelt, der auch mit der Umsetzung des Tempospiels haderte.

Konnte sich in der ersten Hälfte keines der beiden Teams absetzen, dominierten mit dem Wiederanpfiff so nach und nach die Gäste aus Breitungen das Geschehen. Zu anfangs konnte sich das Team von Joachim Schmidt auf zwei, später auf drei Treffer absetzen, doch der SV Hermsdorf blieb in Schlagdistanz. Dergleichen änderte sich jedoch ab 37. Spielminute, als denn die Gäste binnen vier Minuten ihren Vorsprung auf sechs Treffer (20:14) ausbauten - und davon sollte sich das Team von Pierre Liebelt nicht mehr erholen. Vier Tore, näher kamen die Hausherren nicht mehr an den Gegner heran.

Bis zur 50. Spielminute habe man noch in den Reihen des SV Hermsdorf daran geglaubt, das Spiel drehen zu können, sagte ein sichtbar enttäuschter Felix Reis nach der Partie, der dann auch auf jene Baustelle verwies, die dann auch einen Tag später sein Trainer - am Sonnabend war Pierre Liebelt nicht zum Reden zumute - ausgemacht hatte: die Chancenverwertung. "Jeder hier hat heute gesehen, dass wir keine freien Chancen verwandeln. Und das war unser Genickbruch", resümierte Felix Reis, der auch betonte, dass das Zusammenspiel der einzelnen SV-Protagonisten von äußerst rudimentärer Natur gewesen sei. Jeder habe so ein bisschen sein eigenes Ding da auf dem Feld gemacht. Die Momente, in denen man geschlossen aufgetreten sei, könne man an einer Hand abzählen. Letztlich habe der nötige Wille gefehlt, an der Situation etwas zu ändern, sagte Felix Reis. Man sei weniger am Gegner gescheitert, sondern an sich selbst.

Man habe es gegen Werratal leider verpasst, nach dem Derby-Sieg gegen Ronneburg die Woche zuvor, die Ambitionen in der Thüringenliga zu untermauern, sagte indes Jan Heilwagen am Sonntag, der dem Spiel der Frauen des SV Hermsdorf beiwohnte. "Ein Sieg wäre ein sehr deutliches Zeichen gewesen", sagte der Flügelflitzer. Und ja, dass man zu Hause verloren habe, würde besonders schmerzen. Man sei weniger am Gegner, denn an sich selber gescheitert.

Gut fünf Minuten vor Abpfiff der Begegnung fragte ein kleines Mädchen, das eine Trommel vor sich hatte, den neben ihr sitzenden Jungen - ebenfalls mit einer solchen ausgestattet -, ob denn Hermsdorf heute wohl noch gewinnen werde. "Weiß nicht? Sieht schlecht aus", antwortete der Junge. Tja, Kindermund tut oftmals Wahrheit kund. Klingt massiv nach Floskel, doch in ihrer wahrlich berechtigten Skepsis wurden die Kinder letztlich bestätigt. Und nicht nur die.

SV Hermsdorf: Reis 6, Heilwagen 4, Ehm 3, Friedrich 3, Schreck 3, Remde 2, Hammer 1, Vlad 1, Minas 1, Csikos, Krüger, Nedved, Zehmisch

(Quelle: OTZ/Marcus Schulze/24.10.2017)

   

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