Wie der Tasmanische Teufel
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Gegen Aufsteiger SG Arnstadt/Plaue konnte der SV Hermsdorf einen ungefährdeten 39:21-Sieg holen
Hermsdorf. Das Lied rundete das Bild ab – und zwar vollends. Denn als sich die Handballer des SV Hermsdorf ihren Zuschauern zuwandten, um mit ihnen den 39:21-Sieg über die SG Arnstadt/Plaue zu feiern, erklang „Flying through the Air“ von Oliver Onion. Jene friedliche und eingängige Melodie, die man in erster Linie mit dem Film „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" (1972) um Bud Spencer und Terence Hill in Verbindung bringt, spiegelte die beseelte Zufriedenheit da in den Gesichtern von Maximilian Remde, Robert Zehmisch, Martin Ehm oder Matthias Krüger am Sonnabend wider. Sie lachten durch die Bank weg, blickten wahrlich zufrieden aus ihrer Handball-Wäsche nach dem Abpfiff der Partie in der Thüringenliga.
Es war ein – nun ja – standesgemäßer Sieg gegen den Aufsteiger. Letztlich war es ein Sieg der Kreuzritter, der in keinem Moment gefährdet war. Im Vorfeld betonte ein Handball-Haudegen, dass das Team von Pierre Liebelt mit mindestens 20 Toren Vorsprung siegen müsse. Gut, dergleichen gelang nicht, doch aufseiten der SV-Anhänger spielte dieser Umstand keine Rolle – schon gar nicht bei der Trommler-Fraktion, zumal die Hausherren nach gut einer Viertelstunde bereits mit 10:2 führten.
Als Jan Heilwagen in der 18. Minute mit einem Rückhand-Wurf schließlich zum 11:4 traf, war die Euphorie da auf den Rängen in der Werner-Seelenbinder-Halle in Hermsdorf schier grenzenlos. Es mache heute richtig Spaß, so der Tenor in der Trommler-Crew, die danach, quasi als Ausdruck ihres Endorphin-Ausstoßes, ein neues – und sehr nervenaufreibendes – Schlaginstrument in ihr brachiales Orchester versuchten zu integrieren. Man darf also gespannt sein, was einem da so künftig aus der Ecke kredenzt wird.
Jan Heilwagen wiederum hatte zuvor schon gefühlt 30 Mal in seiner gewohnten Manier getroffen. Ein langer Ball von Robert Zehmisch auf den sprintenden Flügelflitzer, dem er dann auch fast immer Herr wurde, um ihn danach eindrucksvoll im Tor zu versenken – das war das gängige Muster, bis er denn beim 11:4 besagte Finte präsentierte. Als Hannes Rudolph nach der Begegnung seinen Mitstreiter fragte, ob er ad hoc wüsste, wie viele Tore er allein im ersten Durchgang erzielt habe, zuckte der gute Heile nur mit den Schultern. Es sei an dieser Stelle gesagt, dass es während der ersten 30 Minuten insgesamt acht Tore waren. Dabei hatte es nach ein paar Minuten den Anschein, dass Jan Heilwagen etwas genervt war, vielleicht sogar frustriert, da er zwar beherzt losrannte, jedoch nicht mit Bällen bedient wurde. Doch ab der 12. Minute und seinem Treffer zum 7:1 hatte sich das auch erledigt. In schöner Regelmäßigkeit tauchte nun der kleine Flügelflitzer alleine vor des Gegners Gehäuse auf.
SV Hermsdorf in allen Belangen überlegen
Im ersten Akt, der mit 18:9 endete, durften sich u.a. Martin Ehm, Felix Reis, Jan Minas, Cedric Schreiber oder Sebastian Hammer in die Liste der Torschützen eintragen, während Robert Zehmisch hinten vieles vereitelte, später setzte dann Petr Nedved dieses Werk in Sachen Mauer-bau fort. „Man darf nicht vergessen, dass unsere Torhüter auch stets ihren Beitrag leisten. Wenn sie nicht so gut gehalten hätten, würde das Ergebnis auch anders aussehen. Es ist nicht leicht, bei einem nicht ganz so starken Gegner die Konzentration stets aufrechtzuhalten“, gab Pierre Liebelt zu bedenken.
Letztlich hatten sich an diesem Spieltag alle Feldspieler in der Liste der Schützen verewigen können, so auch Jannick Möller, der schon wie gegen Altenburg zur Startformation gehörte. Und der Zugang agierte von Anfang an äußerst beherzt auf dem Feld. Es gab da keinen Zweikampf, bei dem er nicht deutlich zum Ausdruck brachte, dass er kein Freund von Kompromissen ist. In der Verteidigung hatten die Gäste so ihre liebe Not, ihn irgendwie am Kreis dingfest zu machen. Gleich dem Tasmanischen Teufel aus der Bugs Bunny Show oder Nicky Santoro aus dem Film „Casino“ (1995) von Martin Scorsese war er kaum zu stoppen, drehte sich gefühlt in alle Richtungen gleichzeitig. Von seiner Defensivarbeit ganz zu schweigen. Umso überraschender kam dann sein Tor zum 8:2 (14.) daher: ohne Brechstange, dafür überlegt und mit Gefühl. Aufgrund seiner Leistungen die Woche über im Training habe er sich für die erste Formation qualifiziert, sagte Pierre Liebelt über Jannick Möller.
„Wir waren heute in allen Belangen unserem Gegner überlegen“, resümierte der SV-Coach, lediglich nach dem Wiederanpfiff habe es ein paar Minuten gegeben, in denen seine Mannschaft etwas unkonzentriert aufgetreten sei. „Wir haben heute exakt so gespielt, wie wir es uns im Vorfeld vorgenommen hatten: sehr, sehr schnell“, führte Pierre Liebelt weiter aus, der auch darauf verwies, dass man die SG Arnstadt/Plaue nicht unterschätzt habe. „Das Spiel gegen Altenburg vergangene Woche war für uns eine Art Denkzettel“, sagte Pierre Liebelt, dem man ebenfalls ansah, dass es ein angenehmer Abend für ihn da in Hermsdorf war.
SV Hermsdorf: Rudolph 2, Schreck 2, Reis 2, Schreiber 3, Nedved, Hammer 1, Heilwagen 9, Ehm 4, Zehmisch, Anlauf 1, Möller 1, Remde 5, Krüger 5, Minas 4
(Quelle: OTZ / Marcus Schulze / 30.10.18)