Vielleicht die letzte Saison
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Handball: Nach schwachen Partien erzielt Jan Heilwagen gegen die HSG Werratal sieben Tore
Marcus Schulze
Hermsdorf. Dreimal scheiterte Jan Heilwagen. Dreimal landete der Ball nicht im Tor – und der kleine Flügelflitzer des SV Hermsdorf wirkte bereits etwas frustriert. In jenen ersten Minuten der Begegnung zwischen den Kreuzrittern und der HSG Werratal bestand durchaus die Gefahr, dass Heilwagen aufgrund seiner Fehlwürfe nicht ins Spiel finden würde.
Für den nunmehr 35-Jährigen ist die erste Viertelstunde elementar, an dieser kann man die Tendenz erkennen, ob es für den Rechtsaußen ein gutes Spiel wird oder nicht. Entsprechend erleichtert wirkte der Routinier, als er schließlich in der 8. Minute zum 4:5 traf. Das Tor war wichtig für den SV Hermsdorf, aber auch wichtig für die Gefühlslage von eben Jan Heilwagen, die bereits Gefahr lief, in Schieflage zu geraten, zumal seine letzten Auftritte während der vergangenen Spieltage nicht von Erfolg gekrönt waren.
Doch nach seinem Tor lief es für den Publikumsliebling. Der Bann war gebrochen, er traf bis zur Pause noch weitere vier Mal. Seinen fünften Treffer erzielte er gefühlt mit der Sirene, die den ersten Akt beim Stand von 16:12 beendete. Insgesamt steuerte Heilwagen sieben Treffer zum 29:23-Sieg des SV Hermsdorf am Sonnabend in der Werner-Seelenbinder-Halle bei.
Nach dem Abpfiff wirkte Heilwagen erleichtert, ja geradezu glücklich und gab sich zudem redselig. „Es war mal wieder Zeit. Die letzten Wochen waren sehr bescheiden. Keine Ahnung, woran das lag“, sagte Heilwagen, dessen Stimme schon leicht heißer daherkam. Mario Kühne und Lutz Klecha hätten ihm dennoch das Vertrauen ausgesprochen, hätten ihn nicht abgeschrieben, dafür sei er dem Trainergespann sehr dankbar. „Es ist schön, dass sie auch zu einem halten, wenn man mal unterirdisch spielt.“
Doch nicht nur Heilwagen agierte äußerst erfolgreich. Auch Hannes Rudolph, Heilwagens Pendant auf der linken Seite, konnte sich sechsmal in die Liste der Torschützen eintragen sowie der erneut überragende Felix Reis, der beeindruckende acht Tore erzielte. Mancher Wurf kam so schnell und präzise daher, dass der HSG-Kepper den Ball erst erkannte, als er schon längst im Tor verweilte.
In der 18. Minute konnte das Team von Mario Kühne erstmals die Führung (10:9) übernehmen – und sollte sie bis zum Abpfiff nicht mehr aus der Hand geben. Zweimal konnte die Mannschaft von HSG-Trainer Dejan Leskovsek den Rückstand auf drei Treffer im zweiten Akt reduzieren (17:20/39. bzw. 19:22/51.), doch die Kreuzritter ließen sich von dergleichen nicht beirren, lagen über weite Strecken mit vier oder gar fünf Toren in Front.
„Die ersten 20 Minuten waren sehr intensiv. Beide Mannschaften haben versucht, ihr Revier zu markieren. Es gab Nicklichkeiten sowie eine gewisse Grundhärte“, resümierte Mario Kühne. Letztlich sei es die richtige Entscheidung gewesen, Stefan Riedel in den Untiefen des ersten Aktes in das Geschehen eingreifen zu lassen. Mit dieser Personalie ging auch eine Umstellung in Sachen Deckung einher, agierten die Hausherren doch von da an im 5-1-Modus. Mit dieser Variante habe man der HSG ein wenig das Zepter aus der Hand genommen. Im Laufe der Partie hätten sich seine Mannen zudem in der Abwehr sukzessiv stabilisiert, hätten außerdem im Angriff eine Idee variabler und auch konsequenter als ihr Gegenüber gespielt , so der Coach. „Außerdem habe ich gespürt, dass meine Spieler siegen wollten. Gerade in jenen Phasen der zweiten Halbzeit, in denen es noch einmal eng wurde“, sagte Kühne.
Stefan Riedel erlitt indes während eines Zweikampfes im ersten Akt einen Rippenbruch.
Nach einer dreimonatigen Zwangspause griff am Sonnabend auch erstmals wieder Cedric Schreiber in das Geschehen ein. Und der 24-jährige Lehramtsstudent schien seine Handverletzung sehr gut auskuriert zu haben, machte er doch eine starke Partie und stand lange auf dem Feld. Außerdem erzielte Schreiber zwei Tore. „Ich habe mich richtig auf das Spiel gefreut, hatte richtig Lust, zumal die Stimmung am Ende auch super war“, resümierte Schreiber.
Und Jan Heilwagen? Der kleine Flügelflitzer betonte, dass er nun so langsam das Alter spüren würde. Doch noch mache sein Körper alles mit. „Wenn ich immer die jungen Kerle sehe, komme ich mit schon ein wenig alt vor“, scherzte Heilwagen. Ob es womöglich seine letzte Saison bei der 1. Mannschaft sein wird? Diesbezüglich wollte er sich am Sonnabend nicht festlegen. „Ich schaue von Woche zu Woche.“ Nichtsdestotrotz, in dieser Saison fehlte Heilwagen aufgrund von Urlaubsverpflichtungen an einem Spieltag. Dergleichen wäre während der vergangenen Spielzeit wohl noch undenkbar gewesen. Der 35-Jährige wies den Einwurf nicht zurück, dass man das durchaus als quasi Abschieds-Omen interpretieren könne. „Man wird mit dem Alter auch ruhiger und setzt neue Prioritäten“, ließ Jan Heilwagen lediglich durchblicken.
(Quelle: Otz/Marcus Schulze/09.12.2019)