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"Mittelgroßes Wunder": SV Hermsdorf gewinnt trotz 9-Tore-Rückstand
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Handball Männer, Mitteldeutsche Oberliga: Hermsdorfer liegen gegen Spergau mit neun Toren zurück, gewinnen aber noch
Hermsdorf. Wer am Sonnabend nicht in der Werner-Selenbinder-Sporthalle in Hermsdorf war und das nackte Ergebnis von 29:27 für die Handballer des SVH gehört hatte, wird vielleicht mal kurz "Aha" sagen, mit dem Kopf nicken und zur Tagesordnung übergehen.
Wer aber einer der 450 Zuschauer war, und das 29:27 live verfolgte, wird wohl auch noch in den nächsten Jahren von diesem Spiel schwärmen. Dieses Spiel am 22. November 2014 toppte sogar noch die wahnsinnige Schlussphase im Final-Four-Halbfinale am 1. Mai 2010, als der SV Hermsdorf und den letzten 241 Sekunden gegen den damaligen Dauer-Rivalen HSV Ronneburg einen 25:30-Rückstand in einen 31:30-Sieg verwandelte.
Dass, was am Sonnabend in den zweiten 30 Minuten in Hermsdorf passierte, das konnten selbst die Protagonisten, die Hermsdorfer Spieler, nach dem Spiel nicht erklären.
"Irre", "Geil", "Das gibt's doch nicht", "Was ist dann da passiert", so oder so ähnlich ging es wohl den meisten der Zuschauer. Zur Halbzeit führte der Gast, die SG Spergau, 18:11, weil die Heimmannschaft vom SV Hermsdorf fast alles verkehrt machte, was man verkehrt machen konnte.
Was dann in der Kabine der Hermsdorfer los war, was dort offenbar für magische Worte fielen, bleibt das Geheimnis der Spieler und Trainer. Es folgten die wohl verrücktesten 30 Minuten, die Handball-Hermsdorf in den letzten zehn, vielleicht sogar 20 Jahren bei einem Spiel einer ersten Männermannschaft in Hermsdorf geboten bekam.
Hermsdorfs Oberliga-Handballer Jan Heilwagen lässt nach dem Abpfiff seinen Trainer Mario Kühne hochleben. Foto: Jens Henning Hermsdorfs Oberliga-Handballer Jan Heilwagen lässt nach dem Abpfiff seinen Trainer Mario Kühne hochleben. Foto: Jens Henning
Die Gastgeber kamen ins Spiel zurück, "weil meine Mannschaft Charakter gezeigt hat. Sie wollte sich nicht vor dem Heimpublikum so abschlachten lassen, wie das teilweise in der ersten Halbzeit der Fall war", sagte SVH-Trainer Mario Kühne.
Was er an der Außenlinie ab der 30. Minute durchmachte, welche Höhen und Tiefen er erlebte, das ging auch an ihm nicht spurlos vorbei. Minuten nach dem Abpfiff saß er auf der Bank, auf seinem Schoß saß sein Sohn, und Kühne war gezeichnet. Er gestand: "Ich bin fix und fertig, ich habe Kopfschmerzen."
Die Stimmung, die Atmosphäre war in der zweiten Halbzeit wie aufgeladen. Es knisterte bei jeder Aktion, bei jeder Entscheidung der Schiedsrichter. Wenn selbst ein so ruhiger, besonnener Torwart Petr Nedved die Fassung verliert und nicht nur lautstark diskutierte, sondern auch vor Frust seinen rechten Fuß mit einem Ausfallschritt an die Torlatte donnerte, müssen die Nerven blank gelegen haben.
Nedved war mit der Entscheidung der Schiedsrichter nicht einverstanden. Dieser Temperamentsausbruch war zu viel. Nedved musste für zwei Minuten vom Feld. Für ihn kam sein Torwart-Kollege Robert Zehmisch zurück. Der Nedved-Ausraster war, so meinte es auch Trainer Kühne später, möglicherweise der Knackpunkt. Es war die 38. Minute. Die Gäste führten 20:15. Den ersten Ball musste Zehmisch noch aus dem Netz holen. Spergau lag beim 21:15 wieder mit sechs Toren vorn. Es begann die 40. Minute, und der Handball-Wahnsinn nahm seinen Lauf. Matej Fazik, Eric Fischer und Stefan Riedel donnerten die Bälle ins Gäste-Tor. Es stand nur noch 18:21 aus Sicht der Heimmannschaft. Hallensprecher Raf Kühne, Vater des SVH-Trainers, peitschte die Zuschauer nach vorn. Ähnelte das Zuschauerverhalten bis zu diesem Zeitpunkt eher einem Operetten-Publikum, übertrug sich die Dramatik vom Spielfeld auf die Ränge.
Nach einem Oberkörper-Check gegen Fischer gab es Strafwurf. Hannes Rudolph, der mit Beginn der zweiten Halbzeit ins Spiel kam, schaffte das 21:21 (48.). Kurze Zeit später führte wieder der Gast. Was keiner wissen konnte, das 22:21 war die letzte Führung. Martin Ehm - 22:22, Fischer per Konter - 23:22 und Wendt zum 24:22. Die 50. Minute lief, Hermsdorfs hatte ein verlorenes Spiel gedreht. Zehmisch vernagelte förmlich seinen Kasten.. Drei Siebenmeter parierte er bis zum Schluss. Als Rudolph vom Punkt auf 28:24 erhöhte, war das mittelgroße Wunder, wie es Zehmisch später formulierte, geschafft. "Wir haben 11:7 Punkte. Jetzt fahren wir zum HC Burgenland. Diese Mannschaft hat heute den Tabellenführer geschlagen. Vor uns liegt eine schwere Aufgabe. Ich bin mir sicher, dass Burgenland Respekt vor uns haben wird, wenn es erfährt, was heute hier los war", sagte Mario Kühne.
SVH: Zehmisch, Nedved - Rudolph (3), Fischer (2), Kovasz (1), Schreck, Högl (8), Wendt (2), Riedel (4), Heilwagen (2), Ehm (4), Seime, Fazik (3).
(Quelle: Jens Henning / 24.11.14 / OTZ)
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