Interview mit Mario Kühne
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- Erstellt am Donnerstag, 31. August 2023 06:49
SVH-Coach Mario Kühne: Bitte ein Jägerschnitzel mit Nudeln und Tomatensoße
HERMSDORF. Im Interview der Woche spricht Hermsdorf-Coach Mario Kühne nicht nur über den Ist-Zustand seines Teams und das Ziel für die Saison 23/24 in der Mitteldeutschen Oberliga, sondern auch über den HBV Jena 90. Außerdem verrät der 40-Jährige, bei welcher Tätigkeit es ihm gelingt, abzuschalten.
Am Samstag empfangen die Kreuzritter für ihre erste Begegnung in der Mitteldeutschen Oberliga den HC Aschersleben – Grund genug, um mit Coach Mario Kühne (40) über sein Team, den neuen Kapitän, das Wir-Gefühl beim SV Hermsdorf und das Ziel für die neue Saison zu sprechen: Außerdem hat er auch etwas zum Neuanfang beim HBV Jena 90 zu sagen und verrät zudem, bei welcher Tätigkeit er wunderbar abschalten kann...
Herr Kühne, es ist Sonntag, kurz vor zwölf – was steht auf dem Mittagstisch?
Bis jetzt noch nichts. Das Schwarzbiergulasch köchelt noch in meinem Dutch Oven, aber in einer halben Stunde sollte es fertig sein.
Gibt’s Klöße dazu – immerhin sind Sie ein waschechter Holzländer?
Natürlich – was sollte es denn sonst geben …
Na dann, wollen wir mal schnell zum sportlichen Teil übergehen: Der SV Hermsdorf absolvierte gegen Post SV Gera und den HBV Jena 90 zwei erfolgreiche Testspiele – Ihr Fazit?
Sie waren beide aufschlussreich, aber wir liefen stets mit einem dezimierten Kader auf. Gegen Gera haben wir uns schwergetan, phasenweise hat uns die nötige Kompaktheit in der Deckung gefehlt, was jedoch auch dem Umstand geschuldet war, dass wir viel probiert haben. Gegen Jena wiederum lagen wir anfangs 4:8 zurück, dank unseres neuen Deckungssystem konnten wir die Partie aber noch zu unseren Gunsten drehen. Besagtes System ist recht komplex und verlangt von jedem, dass er für den anderen mitarbeitet und mitdenkt. Wir haben es uns hart erarbeiten müssen.
Gab es darüber hinaus noch etwas?
Eines hat sich in beiden Begegnungen bewahrheitet: Wenn die Mannschaft zusammenspielt, in der Verteidigung kompakt agiert und die Ruhe bewahrt, ist sie erfolgreich. Des Weiteren haben unsere jungen Spieler Lion Reuther, Tom Reichert und auch Tom Friedrich überzeugt. Marvin Schreck, Kevin Elsässer-Pech und auch Tobias Grau, der ein sehr gutes Deckungsverhalten präsentierte, haben ebenfalls überzeugt. Das hat mir sehr gut gefallen.
Kevin Elsässer-Pech ist ein gutes Stichwort – haben Sie ihn mittlerweile in das Team integrieren können?
Das macht er von allein. Er ist sehr zielstrebig, und obwohl er erst seit gut zwei Wochen mittrainiert, haben wir ihn zum Vizekapitän ernannt. Er sucht Verantwortung, er übernimmt Verantwortung, und er geht dahin, wo es wehtut. Er zieht die anderen mit – und so einen Charakter brauchen wir.
Wer wird eigentlich die Kapitänsbinde in der kommenden Saison beim SV Hermsdorf tragen?
Marvin Schreck – er besitzt innerhalb des Teams ein hohes Ansehen, ist mit seinen nunmehr 36 Jahren der älteste Akteur bei uns und scheut sich zudem nicht davor, unangenehme Dinge anzusprechen. Außerdem ist er sehr pflichtbewusst und kümmert sich um sehr viele Dinge innerhalb der Mannschaft.
Werden die Nachwuchsakteure Tom Reichert und Lion Reuther in dieser Saison regelmäßig zum Einsatz kommen?
Das wird sich zeigen. Sie stehen ja auch noch bei unseren A-Junioren in der Pflicht. Wenn es die Personallage aber verlangen sollte, kann dies durchaus passieren. Doch das werden wir von Spiel zu Spiel entscheiden.
Und wie lautet das Ziel für diese Saison?
Für uns geht es einzig und allein um den Klassenerhalt. Und wir sollten uns jetzt schon damit anfreunden, dass wir Niederlagen über uns ergehen lassen müssen, wahrscheinlich sogar recht deutliche. Doch sie werden uns nicht umhauen, solange wir die Heimspiele für uns entscheiden können – da muss die Hütte brennen. Darüber hinaus können wir in der Liga nur bestehen, wenn wir als Team funktionieren – auf dem Platz und auch daneben.
Besagtes „Neben-dem-Platz“ hat die Kreuzritter doch seit jeher ausgezeichnet.
In der Tat, eben dieses Wir-Gefühl, dieses Miteinander – und dazu gehört es auch, dass man als Spieler, der nicht aktiv in das Geschehen eingreifen kann, bei einem Spiel seines Teams zugegen ist, um zumindest seine Mitstreiter auf dem Feld zu unterstützen. Das hat für mich etwas mit Identifikation zu tun. Ansonsten ist die Stimmung gut – die Jungs lachen und unternehmen zusammen sehr viel.
Schmerzen die Abgänge und Ruheständler sehr?
Na ja, wir konnten sie nur bedingt adäquat ersetzen. Daher schmerzen sie, allen voran Erik Szommer und Erik Berenyi. Sie waren zwei Säulen unseres Spiels. Dazu gesellt sich Damian Kowalczyk, der ein hervorragender Keeper war, und natürlich auch ein Stefan Riedel, der stets und ständig voranging. Gleiches galt für Daniel Zele, auch wenn er in der vergangenen Saison aufgrund von Verletzungen nur selten zum Einsatz kam.
Werden Sie auch in dieser Saison Ihr beeindruckendes Improvisationstalent in Sachen Personalien darbieten?
Wenn es vonnöten sein sollte, werde ich natürlich auf mein umfangreiches Netzwerk zurückgreifen.
Herr Kühne, kommen wir zu etwas anderem: Ihr Handball-Nachbar HBV Jena 90 hat sich komplett neu aufgestellt – verfolgen Sie die Entwicklung?
Selbstverständlich. Doch meines Erachtens wird es mit dem direkten Aufstieg ein schweres Unterfangen. Man darf nicht vergessen: Das ist ein völlig neues Team, das nunmehr von Daniel Hellwig zu einer Einheit geformt werden muss. Ich habe sehr gute Akteure in den Reihen des HBV Jena während des Testspiels wahrgenommen, doch die nützen dir nichts, wenn sie nicht im Verbund funktionieren und aufblühen.
Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass man Daniel Hellwig einfach vertrauen und in Ruhe arbeiten lassen sollte – selbst wenn die ersten Spiele nicht von Erfolg gekrönt sein sollten.
Sie und Daniel Hellwig sind freundschaftlich verbunden – woher rührt diese Freundschaft?
Wir haben früher gegeneinander gespielt, später begegneten wir uns als gegnerische Trainer an der Außenlinie. Außerdem war er im Nachwuchszentrum in Eisenach der Trainer meines Sohns Pepe. Wir tauschen uns regelmäßig aus
Was sagen Sie eigentlich zum plötzlichen Rückzug von Sonneberg aus der Mitteldeutschen Oberliga?
Sie werden ihre Gründe haben. Was ich aber nicht verstehe, ist, dass sie das zwei Wochen vor dem Beginn der Saison verkünden. Damit haben sie anderen Teams die Möglichkeit genommen, in der Liga zu bleiben.
Herr Kühne, Sie sind Cheftrainer und auch Abteilungsleiter, stressige Wochen liegen nun vor Ihnen – was machen Sie eigentlich, um abzuschalten?
(Lacht) Ja, das Abschalten – das ist nur bedingt meine Stärke. Oftmals bleibt es beim Versuch, doch eine Sache gibt es, bei der es mir gelingt, den Handball und auch alles andere auszublenden: das Kochen.
Sind Sie ein leidenschaftlicher Koch?
Durchaus. Meine Mama hat mich während meiner Kindheit an das Kochen herangeführt. Sie hat mich dahingehend sehr geprägt.
Haben Sie ein Leibgericht?
Jägerschnitzel mit Nudeln und Tomatensoße – diesbezüglich bin ich das totale DDR-Kind. Ansonsten habe ich ein Faible für Fleisch – wohlwissend, dass ich eine Idee zu viel davon verputze …
Ihr Lieblingsgericht können Sie doch auch einmal Ihren Spielern kredenzen. Gab es donnerstags nach dem Training nicht immer ein gemeinsames Essen, für das stets ein Spieler verantwortlich war?
Diese Tradition haben wir beibehalten. Donnerstags nach dem Training sitzen alle in der Kabine und essen gemeinsam. Vergangene Woche hat Tom Friedrich Kartoffelsuppe aufgetafelt. Ich vermute aber, dass seine Mutter dafür verantwortlich war. Torge Dunst wiederum koordiniert das Ganze.
Torge Dunst – er ist doch Veganer. Wird auf ihn an besagten Abenden Rücksicht genommen?
(Lacht) Natürlich. Nur weil er jetzt ein Kreuzritter ist, bedeutet das nicht, dass er Fleisch und tierische Erzeugnisse essen muss.
Ist er der erste Veganer bei den Kreuzrittern?
Ich denke schon.
Da Sie ja vorhin Ihren Fleischkonsum durchaus hinterfragten – vielleicht können Sie sich ja etwas bei
Torge Dunst abschauen?
Wir werden sehen, doch jetzt freue ich mich auf mein Gulasch ...
… mit Klößen.
Mit Klößen ...
(Quelle: OTZ/30.08.2023)