Das Ende der Samthandschuhe
- Details
- Zugriffe: 1783
Mitteldeutsche Oberliga: Bei den Handballern des SV Hermsdorf läuft es in dieser Saison noch nicht rund. Wir unterhielten uns mit Steffen Reis, dem Geschäftsführer der Handball-Marketing-GmbH.
Herr Reis, fünf Spiele sind gespielt. Wie fällt ihre Bilanz aus?
Wenn ich das letzte Spiel nehme gegen Delitzsch, dann war das schon eine ziemliche Katastrophe. Da kann man auch nichts beschönigen.
Also ist die Ausbeute von einem Punkt zu wenig?
Ich hoffe, dass das Spiel gegen Delitzsch der erste und letzte Ausrutscher war. So ein Spiel hatten wir ja auch in den letzten Jahren immer wieder. Das gab es schon unter Maus, unter Jens und auch unter mich als Trainer.
Die Spieler verweisen immer auf das Startprogramm, auf die starken Gegner. Gehen Sie da mit?
Es stimmt schon, dass die bisherigen Gegner schon Mannschaften waren, die andere Ambitionen haben als wir. Von den fünf, sechs Mannschaften, die wohl am Ende um den Klassenerhalt spielen, hatten wir bisher noch keinen als Gegner. Das heißt aber nicht, dass wir die anderen Spiele schon vorher abgeben. Die Liga ist unheimlich ausgeglichen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir jede Mannschaft schlagen können, auch den HSV Bad Blankenburg.
Das hört sich aber schon etwas nach einer Entschuldigung an, Herr Reis.
Mit Sicherheit nicht. Wir müssen endlich aufhören, die Spieler mit Samthandschuhen anzufassen. Sicherlich haben wir eine neue, eine junge Mannschaft. Ich kann diese Sätze aber schon nicht mehr hören, wenn die Spiele vorbei sind. Ich bleibe dabei, wir haben einige Spieler mit Oberliga-Erfahrung. Und dann haben wir Spieler, die auf dem Weg sind, gute Oberligaspieler zu werden. Diese Zusammensetzung der Mannschaft muss reichen, um das Saisonziel zu schaffen.
Also wird es jetzt auch kein Ultimatum geben, bis wann man sich an den Tisch setzt, um über neue Spieler zu reden.
Wir haben kein Geld übrig, um einfach mal so einen Spieler nach Hermsdorf zu holen. Und wir werden auch jetzt nicht anfangen, und Gelder aus anderen Bereichen der Abteilung abknapsen, nur um einen Spieler für die erste Mannschaft zu verpflichten. Das wird es bei mir als Geschäftsführer der Marketing GmbH nicht geben.
Woran liegt es denn nun, Herr Reis, dass die Ergebnisse fehlen für einen bessere Platzierung?
Ich bin schon etwas angesäuert, wenn die Spieler immer nach Ausreden suchen, warum sie gerade ein Spiel verloren haben. Jeder Spieler muss sich zuerst einmal selbst hinterfragen. Jeder Spieler muss selbstkritisch mit seiner eigenen Leistung umgehen. Die Spieler müssen endlich anfangen, die Fehler zunächst bei sich selber zu suchen und nicht zuerst auf den Mitspieler schauen.
Wie war die Stimmungslage bei den Zuschauern nach dem Abpfiff gegen Delitzsch?
Die Stimmung war bescheiden. Das ist aber doch normal nach diesem Auftritt in der zweiten Halbzeit. So einen Auftritt sollten wir uns nicht noch ein zweites Mal erlauben. Jeder Spieler der ersten Mannschaft muss sich endlich bewusst werden, dass es eine Ehre sein muss, das Trikot der Mannschaft zu tragen.
Sie haben also auch Grundlagen vermisst bei den Spielern?
Darum geht es doch. Man kann verlieren. Entscheidend, ist aber immer das Wie. Wenn man erhobenen Hauptes das Feld verlasen kann, dann wird uns das kein Zuschauer übel nehmen. Das war aber gegen Delitzsch nicht der Fall. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Wenn wir alles gegeben haben und am Ende vielleicht doch absteigen, dann bricht die Welt nicht zusammen. Dann haben alle gesehen, dass es halt nicht gereicht hat. Und dann wäre auch das Verständnis der Leute viel größer, sollten wir im Sommer 2017 halt in die Thüringenliga zurück kehren.
Wie nah sind Sie dran an der Mannschaft?
Ich habe einen guten Draht zum Trainer, zu Raupe. Er ist für den sportlichen Bereich zuständig. Er muss am Ende auch den Kopf hinhalten, wenn es nicht reichen sollte. Deshalb trägt er die Verantwortung für den sportlichen Bereich. Wir als Vorstand haben alles versucht, seine Wünsche zu erfüllen.
Würden Sie was verändern auf dem Feld?
Ich kann nichts fordern. Ich hoffe aber, das Nikola Stojanov künftig mehr Einsatzzeiten auf der Mitte-Position bekommt. Er hat aus meiner Sicht die meiste Ahnung, obwohl er noch ein junger Spieler ist. Ich denke, dass er die Mannschaft führen kann.
Dann würde er aber auf Linksaußen fehlen?
Da haben wir doch mit Hannes Rudolph einen guten Mann.
Interview: Jens Henning
(Quelle: OTZ/Jens Henning/08.10.2016)