Wie ein altes Liebespaar
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Mario Kühne freut sich ausgelassen über den Sieg seines SV Hermsdorf
Hermsdorf. Als am Samstag, Punkt 21 Uhr, das Handball-Spiel des SV Hermsdorf abgepfiffen wurde, herrschte auf dem Parkett der Werner-Seelenbinder-Sporthalle eine ausgelassene Atmosphäre wie in besten Oberliga-Zeiten. Die Hermsdorfer hatten endlich ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Dass der Jubel diesmal anders war, dafür gab es Ursachen.
Nach der langen Durststrecke von zehn Niederlagen und einem Remis spürte man bei allen Spielern, Trainern und Verantwortlichen den übergroßen Stein, der allen vom Herzen fiel. Und mittendrin war ein Sportfreund, der bis April die Mannschaft als Cheftrainer führte und der bei der Suche des neuen Trainers eine gehörige Aktie hatte: Mario Kühne. Er rannte als erstes auf das Parkett und suchte sich den neuen Trainer Pierre Liebelt als "sein Opfer" für die Freudessprünge aus. Kühne, der einen halben Kopf kleiner ist und auch vom Körpergewicht einiges weniger auf die Waage bringt, sprang in Liebelts Arme. Beide herzten sich. "Ich habe mich einfach für die Mannschaft und auch für Pierre gefreut", sagte Kühne über seinen Temperamentsausbruch. "Ich habe diese Mannschaft acht, neun Jahre betreut. Da sind viele Freundschaften entstanden. Ich war fast jedes Wochenende mit den Spielern unterwegs. Ich war Teil dieser Truppe. Das kann man nicht so einfach wegwischen, auch wenn man nicht mehr in vorderster Linie steht. Da schlägt das Herz natürlich noch genauso mit. Die Jungs haben heute gezeigt, was möglich ist, wenn man an sich glaubt, wenn man sein Herz in beide Hände nimmt. Sie haben ein sehr gutes Spiel gezeigt", sagte der Ex-Trainer.
Kühne genoss das Bad in der Menge. SVH-Spieler Marvin Schreck, der am Samstag eines seiner besten Spiele seit langen machte, weil er auch viele Einsatzzeiten erhielt, schnappte sich seinen Ex-Trainer. Beide schrien sich vor Freude an, sie rangelten miteinander und drückten sich, wie ein "altes Liebespaar". Und auch Hans-Jürgen Vogel, seit einem Jahr Abteilungsleiter bei den Hermsdorfer Handballern, sah man schon lange nicht mehr so aufgelöst, wie nach dem Abpfiff. Seine Stirnfalten waren diesmal Ausdruck der Freude. Auch Minuten nach Abpfiff, die Sporthalle war wie leer gefegt, sangen die Sieger weiter in der Umkleidekabine.
(Quelle: OTZ/Jens Henning/12.12.2016)