Trainer des SV Hermsdorf Jens Friedrich hört auf
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Handball Männer, Mitteldeutschen Oberliga: Nach wochenlangen Anfeindungen und Beleidigungen brachte die hohe Heimniederlage der Hermsdorfer Mannschaft gegen Radis beim langjährigen Cheftrainer das Fass zum Überlaufen.
Hermsdorf. Jens Friedrich (43) aus Hermsdorf ist nicht mehr Trainer bei den Oberliga-Handballern des SV Hermsdorf. Am Sonntag informierte er den Abteilungsleiter Peter Winkler über seine Entscheidung.
Die hohe Heimniederlage am Vorabend gegen den TuS 1947 Radis sei nicht der Auslöser gewesen, sagte Friedrich, "das Spiel war aber der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die letzten Wochen waren nicht einfach. Wenn ich nach einem Spiel nachts nicht mehr einschlafen kann. Wenn ich durch Anfeindungen, Beleidigungen und Beschimpfungen so dünnhäutig werde, dass ich bei Kleinigkeiten überreagiere, ist das einfach nicht gut. Meinem Körper, meiner Gesundheit haben diese Wochen nicht gut getan. Deshalb bin ich den Schritt gegangen, der mir nicht leicht gefallen ist. Ich wollte gern den Weg mit dem Neuaufbau, mit der Verjüngung der Mannschaft fortsetzen."
Gestern Abend informierte er die Mannschaft, "Ich hoffe, die Spieler nehmen es mir nicht übel, dass wohl halb Hermsdorf von meiner Entscheidung schon weiß. Am Sonntagabend wusste sogar ein Verantwortlicher des Handball-Verbandes darüber. Da hätte ich mir einfach mehr Loyalität gewünscht vor allem gegenüber den Spielern."
Mit dem Ende seiner ehrenamtlichen Tätigkeit endet eine Ära, die am 15. Dezember 2007 begann. Er übernahm den Trainerposten vom glücklosen Leipziger Udo Lisiewicz, der 31 Minuten nach dem Heimdebakel gegen den VTZ Saarpfalz in der Regionalliga Südwest durch Peter Winkler von allen Aufgaben entbunden wurde.
Über sechs Jahre war Friedrich Trainer des SV Hermsdorf. Er ist damit der dienstälteste Trainer in der Nachwendezeit. Kein Sportfreund stand länger ohne Unterbrechung in dieser Verantwortung. Bereits im Mai 2007 übernahm Friedrich für vier Saisonspiele und als Nachfolger von Steffen Reis die Leitung der ersten Mannschaft.
Auf bis zu 60 bis 70 Stunden pro Monat schätzte Friedrich seine Trainertätigkeit. "Man darf hier ja nicht nur die drei Trainingstage und das Spiel am Wochenende sehen. Da gehört viel mehr dazu."
Jens Friedrich will erst einmal Distanz bekommen vom Handball, und er will seiner Familie etwas von der Zeit zurückgeben, "worauf vor allem meine Frau in den vergangenen sechs Jahren immer verzichten musste, weil wir sogar unseren Urlaub nach dem Handball planen mussten."
Friedrich dankte vor allem seinen Wegbegleitern, Trainerkollege Mario Kühne und Teammanager Ralf Johnke, "die beide einen großen Anteil hatten an einer erfolgreichen Zeit. Und ich wünsche den Spielern alles Gute, dass sie die Saison gut zu Ende bringen."
(Quelle:Jens Henning / 15.01.14 / OTZ)