Kritik und Spott für Pokal-Aus - "Meine Mannschaft fand nie statt"

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Kritik und Spott für Pokal-Aus

Handball Thüringer Amateurpokal: Hermsdorfer Männer verpassen das Endspiel. Sie verlieren in eigener Halle nach einer über weite Strecken enttäuschenden Partie gegen den unterklassigen HBV Jena.

Von Jens Henning

Hermsdorf. Das Traumfinale um den 2. Thüringer Amateurpokal ist geplatzt. Am Donnerstagabend verlor der favorisierte Mitteldeutsche Oberligist SV Hermsdorf gegen den HBV 90 Jena 31:33 (16:18).

Hinter dem HBV Jena lag ein durchwachsener Start in die Thüringenliga. Die Mannschaft steht nur im Tabellenmittelfeld. "Wir hoffen natürlich, dass wir mit diesem Spiel den Schalter umlegen können. Dass wir auch in der Liga so erfolgreich spielen können, wie heute", sagte ein überglücklicher Gästetrainer Steffen Schreiber, der in Hermsdorf wohnt.

 

Mit Henry Wendt und Hagen Rose gehörten zwei ehemalige Hermsdorfer Spieler zu den besten Jenaer Werfern. Wendt und Rose trafen jeweils sechsmal. Häufiger erfolgreich war nur der Linkshänder John Le mit neun Treffern. Beim SVH traf Tobias Högl am häufigsten mit neun Toren.

Die Jenaer, die durch die hohe Anzahl von Flüchtlingen in Jena dreimal in der Woche die Sporthallen wechseln müssen für ihr Training, ziehen überraschend ins Endspiel. Das wird am 19. oder 20. Dezember ausgetragen. Der Gegner wird heute Nachmittag ab 17 Uhr im zweiten Halbfinale zwischen dem HSV Apolda und dem Sonneberger HV ermittelt. Mit dem Ausscheiden der SVH-Männer sind auch auf einen Schlag alle Überlegungen vom Tisch, dass sich die Abteilung Handball des SV Hermsdorf um die Mitaustragung des Pokalendspiels bewerben werden.

"Dass, was wir heute hier abgeliefert haben, dass war nicht unbedingt Oberliga-Niveau"; sagte Hermsdorfs Stefan Riedel nach der Partie.

Auf den Vorwurf, den man auf den Zuschauertraversen hörte, dass die Hermsdorfer gar nicht ins Finale wollten, reagierte Riedel klar und deutlich: "Nein, nein, wir wollten schon. Jena hat das aber gut gemacht mit ihrer offensiven Deckung. Sie haben absolut verdient das Spiel gewonnen."

Die Hermsdorfer, die sich viel für den Pokalwettbewerb vorgenommen hatten und so weit wie nur möglich kommen wollten, enttäuschten fast über die gesamte Spielzeit. Die meisten der knapp 200 Zuschauer in der Werner-Seelenbinder-Sporthalle in Hermsdorf wussten schon nach 45 Minuten, dass es wohl nichts wird mit dem Finaleinzug für ihre Lieblinge.

Die Sportfreunde, die im Eingang der Sporthalle standen, schüttelten fast nur mit dem Kopf und sie schimpften auch über den schwachen Auftritt der Heimmannschaft. Lob gab es für die Gäste aus Jena mit den Worten "Wie bissig, die in der Abwehr sind" oder "Die wollen, das sieht man".

Für die eigene Mannschaft hatten diese Zuschauer nur Kritik übrig, wie bei der Aussage "Unsere wollen doch gar nicht", einige Aussagen ähnelten schon einem Spott. Besonders weh tat die Aussage eines Sportfreundes der sagte: "Der Wischer war heute der schnellste Hermsdorfer auf dem Parkett." Zum Glück bekamen diese bösen Worte höchstens eine Hand voll Besucher mit.

Zu diesem Zeitpunkt waren noch 13 Minuten zu spielen. Die Jenaer führten da "nur" mit 28:25. Das sah in der ersten Halbzeit aus Hermsdorfer Sicht schon viel schlimmer aus. Da waren es beim 16:10 sogar sechs Tore Unterschied. Nur ein Mal lag die Heimmannschaft vorn - beim 2:1. Nach dem 2:2 führte bis zum Abpfiff nur noch der Thüringenligist.

Als in der Schlussphase das Pokal-Aus drohte, kam bei den bisher so schwachen Aktionen auch noch das Wurfpech dazu. Der Ball klatschte entweder an den Pfosten, oder Jenas Torwart Felix Krause hatte noch irgend ein Körperteil am Ball und verhinderte damit einen gegnerischen Torerfolg.

Von der Hermsdorfer Bank kam in den zweiten 30 Minuten kaum eine Reaktion. Nur Tobias Högl stand drei Minuten vor Schluss mal kurz auf und gestikulierte in Richtung seiner Mitspieler - vergeblich.

Hermsdorf: Szlapka, Nedved - Ruoldph (2), Schreck (1), Högl (9), Riedel (4), Reis, Heilwagen (6), Ehm, Langer (1), Kiss (3), Seime (3), Fazik (2), Koci.

 

"Meine Mannschaft fand nie statt"

Handball Das Pokal-Halbfinale war 30 Minuten Geschichte. Trainer Mario Kühne war der Frust immer noch anzumerken. Jens Henning sprach mit ihm.

Herr Kühne, was ist heute passiert?

Wir haben nie ins Spiel gefunden. Jena stand sehr gut in der Deckung. Der Druck lag bei uns. Wir waren der Favorit. Mit der Rolle sind wir offenbar nicht klar gekommen. Meine Mannschaft fand nie statt. Ich bin ein Stück weit enttäuscht.

Warum konnte ihre Mannschaft nicht die Leistung vom Spiel gegen Staßfurt wiederholen?

Wenn wir den Ball hatten, ging der Kopf runter und jeder wollte nur sein eigenes Ding machen. Jeder hatte irgendwas versucht. Das hat Jena in die Karten gespielt. Und wie schon im letzten Spiel haben wir uns auch heute wieder mit anderen Dingen beschäftigt. Das war ja schon im Spiel in Aschersleben der Fall.

Was war mit Petr Nedved los?

Er hatte sich schon in der Erwärmung am Rücken verletzt, wahrscheinlich eine Blockierung. Christian Szlapka hatte sein erstes Spiel. Als es bei ihm nicht so lief, wollte ich ihn einfach schützen. Deshalb hatte sich Marvin Schreck das Torwart-Leibchen übergezogen.

Was war mit Kapitän Robert Zehmisch?

Er war privat und beruflich verhindert.

Lag es vielleicht am Donnerstag, dass den Hermsdorfern so viele Fehler unterliefen?

Keine Ahnung. Am Mittwoch hatte ich im Trainingsspiel über 50 Minuten mal Spaßes halber mitgezählt. Da kam ich auf 28 Wurffehler und auf 23 technische Fehler. Da hatte sich schon ein komisches Gefühl. Leider hat sich das bestätigt heute.

Nach dem Spiel könnte man sagen, die Oberliga hat sowieso Priorität und man sollte einen Haken machen hinter dem Pokal-Halbfinale. Geht das so einfach?

Das geht nicht. Wir hatten uns vor der Saison ausgesprochen, den Pokal ernst zu nehmen. Wir wollten ins Finale. Vielleicht waren sich einige Spieler vor dem Spiel zu sicher. Klar, wir hatten ein Heimspiel, es ging gegen Jena. Was sollte da passieren?

Und wie geht es jetzt weiter?

Wir werden jetzt nicht am kommenden Dienstag ein Straftraining ansetzen. Leider haben wir das Spiel nicht gefilmt. Da hätte ich schon jetzt genau gewusst, wie das Dienstag-Training abläuft. Es muss sich aber schon etwas ändern. Wir haben zwar in der Liga acht Punkte. Wenn wir bis zum Jahresende alle Spiele verlieren, bleiben wir bei acht Zählern und dann stecken wir im Abstiegsstrudel drin. Das wollen wir alle verhindern.

Sie wirkten sehr ruhig auf der Bank, vor allem in der zweiten Halbzeit. Was war los?

Ich habe das Spiel in den zweiten 30 Minuten bewusst laufen gelassen. Ich habe einige Wechsel vorgenommen. Ich wollte Reizpunkte setzen, wollte einige der gestandenen Leuten zum Nachdenken bringen, dass ihre Leistung im Moment nicht reicht.

Kann man dem Spiel trotzdem was Gutes abverlangen?

Das wird man sehen in den nächsten Wochen. Wer weiß, wofür die Niederlage am Ende gut war. Auch wenn das jetzt, so kurz nach dem Abpfiff, sicher bitter klingen mag.

(Quelle: OTZ/Jens Henning/14.11.2015)

   

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